Förster Blanke
Straßenbenennungen in Niederntudorf
„Nach Beratung in der Versammlung aller ortsansässigen Vereine am 12. November 1999 schlugen wir Ihnen den Namen „Förster-Blanke-Straße“ für die große Straße im neuen Baugebiet „Zum Kessberge“ vor. Der Forstmann Constantin Blanke aus Neuenheerse war fast 50 Jahre lang von 1817 bis 1864 „Hüter und Wächter unserer Waldungen“ – so der Gemeindechronik-Eintrag. Er war ein überaus tüchtiger Förster, der von König Wilhelm I. für seinen unermüdlichen Einsatz mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus war Förster Blanke ein großzügiger Wohltäter der Niederntudorfer Kirche.“
(siehe Ortschronik)
Auszug aus dem Buch „750 Jahre Stadt Salzkotten“
„[…] 1822 stellten die beiden Tudorfer Gemeinden aufgrund verschiedener Querelen und Streitigkeiten den Antrag auf Teilung des gemeinsamen Waldbesitzes. Zwei Jahre später wurde der zwischen den beiden Gemeinden geschlossene Vertrag nach genauer Auflistung der Flurbezirke und der Hudegerechtsame* durch die Bestätigung der Generalkommission zu Münster rechtskräftig. Nach der Generalteilung des 717 Hektar großen Waldbesitzes – Niederntudorf bekam mit 498 Hektar den Löwenanteil – stand in Niederntudorf 1834 eine weitere Teilung an, die den Gemeindebesitz in Privatbesitz überführen sollte. Ein Viertel der Einwohner hatte sich bei 96 berechtigten Tudorfern dafür stark gemacht. „Dagegen verwehrten sich jedoch“ – so in der Chronik – „führende Vertreter der Gemeinde“, so dass mit Unterstützung der königlichen Regierung die Forsten durch ihr Schreiben vom 11. Juli 1859 als Gemeindevermögen anerkannt wurde. „So blieb zum Segen des Dorfes der Charakter des Kommunalwaldes erhalten“, wie Josef Thiemeyer in seinem öfter zitierten Buch schreibt. Diese Einschätzung kann man nach fast 200 Jahren Gemeindewald nur unterstrichen. Chroniknotizen machen das immer wieder deutlich. 1829 heißt es diesbezüglich in der Ortschronik: „Eine Grundsteuer wird in Niederntudorf nicht erhoben, die Gemeinde ist schuldenfrei, sämtliche Kommunalausgaben werden durch Holzkäufe bestritten.“ Gut 70 Jahre später, 1901, meinte der Chronist gar: „Niederntudorf ist die glücklichste Gemeinde des Kreises Büren. Sie erhebt keine Kommunalsteuern“, weil der Gemeindewald viel abwarf. Doch kam der Erfolg nicht von ungefähr. Zunächst musste immense Aufbauarbeit geleistet werden. Umfangreiche Pflegearbeiten, die Anlage von Zufahrtswegen und neue Forstkulturen schufen die Voraussetzung für eine reiche forstwirtschaftliche Nutzung. Den ersten fachlich qualifizierten Forstmann Constantin Blanke (1818 – 1865) gebührt besonderer Dank. Er wurde schon damals für seine Verdienste von König Wilhelm I. ausgezeichnet.
Nach Aufteilung der 97 Hektar großen Kuhweide bei der Separation 1887 – 1903 und der Beschneidung des Rechtes auf Brennholzlieferung – 250 Klafter Holz waren jährlich als Deputatholz an die Tudorfer abgegeben worden – konnte die Gemeinde mit den Überschüssen aus dem Wald Schulden tilgen, Geld verleihen und vor allem bei Gemeindeausgaben sich mehr leisten als andere Nachbargemeinden. Aufgelistet seien hier nur einige der gemeindeöffentlichen Objekte, die in den letzten 100 Jahren wegen ihrer finanziellen Rücklagen aus der Waldwirtschaft verwirklicht oder aber aufwendiger erstellt werden konnten: Die Forsthäuser von 1883 und 1963, die Schulen von 1873, 1901 und 1963 mit übergroßer Turnhalle, die Brücken 1881 und 1887, die Straßen- und Wegebauten (insbesondere Dorfstraßenpflaster), die Friedhofskapelle, das Feuerwehrgerätehaus und die Kleeberghalle.“
(Quelle: Buch „750 Jahre Stadt Salzkotten“)
* Der Begriff Hudegerechtsame ist eine Ableitung des Begriffes „Holzgerechtsame“, welcher das unentgeltliche Recht auf Nutzung des Waldes für die Holzgewinnung beschreibt
Sein Beitrag zur Kirche
„Der Förster Constantin Blanke hat seinem edlen Sinn ein Denkmal gesetzt in dem Marienaltar in der hiesigen Kirche, den er bis auf das Bild der unbefleckt empfangenen Jungfrau der Kirche geschenkt hat. Riß, Altar sowie die beiden kunstvollen Statuen des heiligen Aloysius und des heiligen Apostels Johannes, Vorbilder der jungfräulichen Keuschheit, sind von dem jungen Künstler Heitmann Junior gefertigt und kosten mit der Dekoration 250 Thaler, die der Förster Blanke schenkte. Das schöne Marienbild war schon einige Jahre vorher für 50 Thaler angekauft, es ist ein Werk des Tischlermeisters Gockel in Paderborn. Ebenso schenkte der genannte Wohltäter den vor dem Marienaltar hängenden Kronleuchter, er wurde von Meister Schreckenberg in Oberntudorf gemacht. Zur selben Zeit wurde der Kirche das Bild der schmerzhaften Mutter Gottes geschenkt, gemacht nach der Achtermann‘schen Pieta im Dom zu Münster, ebenfalls vom Bildhauer Heitmann Junior in Paderborn. Es kostet 50 Thaler.“
(Chroniknotiz/1864)
Weitere Informationen zu Förster Blanke erhält man im Dorcharchiv im Heimathaus Spissen.
Bitte das Heimatverein-Projektteam „Kultur und Archiv“ ansprechen.
Historie der Gemeinderevierförsterei Niederntudorf
1809: Förster Ludwig Seidensticker
1817 – 1865: Gemeindeförster Constantin Blanke
1865 – 1879: Förster Reinhold Heinze
1879: Waldwärter Wild und L. Wolf
1879 – 1883: Waldwärter Ferdinand Thiele aus Oberntudorf (Vertreter)
1883: Gemeindeförster Hermann Döbel
…
1989 – 2024: Forstinspektor Waldemar Makowka
Seit 2025: Gemeindeforstamt Jakob Wiesing
Im Jahr 1883 wurde ein neues Forsthaus am Holzberg errichtet.
(Auszug aus der Ortschronik)