Wilhelm Finke
Wilhelm Finke hat Niederntudorf entscheidend geprägt. Der Nachruf von Günther Uhrmeister fasst sein Leben(-swerk) zusammen:
Wilhelm Finke hat Tudorfer Geschichte über viele Jahrzehnte gelebt. Der Dorfschullehrer und langjährige Rektor der Hauptschule Tudorf hat seine Heimat geliebt, als Vorsitzender des Heimatvereins, Ortschronist und Heimatpfleger große Verdienste erworben und am Ende eine Bundesgoldmedaille für sein schönes „Türpke“ eingeheimst. Er hat unzählige Spuren in der Architektur der _Dorflandschaft hinterlassen und erfolgreich für ein sichtbares Bruchsteinmauerwerk am St. Matthäus- Kirchturm gekämpft. Wilhelm Finke ist am Mittwoch, 13. Juni, im Alter von 77 Jahren gestorben. Sein Tudorf trauert um einen großen Heimatfreund.
Wilhelm Finke wurde am 22. Juni 1929 in Helmern geboren. Seine neue Heimat wurde Niederntudorf, nachdem ihm das Land Nordrhein Westfalen 1969 die Leitung des neu gegründeten Hauptschul-Zweckverbandes Niederntudorf / Wewelsburg übertragen hatte. Als ihm Landrat Manfred Müller in einer bewegenden Feierstunde im Jahr 2004 im Heimathaus Spissen in Niederntudorf das Bundesverdienstkreuz für sein Tudorfer Lebenswerk verlieh, beschrieb Finke seine neue Heimat als „Glücksfall und schönste Lebensetappe“. Er ist der Vater und Ehrenvorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, den er 1967 gründete und dem er bis 2005 insgesamt 35 Jahre vorstand. Willi Finke ist Geburtshelfer des Heimathauses Spissen, einer abbruchreifen Gaststätte, die er gemeinsam mit dem Volkstanzkreis Niederntudorf für die Dorfgemeinschaft im Herzen des Almedorfes erhalten konnte.
Finke hatte die Hauptschule mit seinem kreativen Gestaltungsdrang zur Blüte gebracht und er sicherte 1982 den Bestand des Schulstandortes. Und er war vor und nach seiner Pensionierung ein ebenso engagierter, streitbarer und unbequemer Verfechter von Heimatinteressen, ein lebendes Beispiel für Beharrlichkeit und Zivilcourage, Er stemmte sich mit aller Macht gegen die Begradigung der Ortsdurchfahrt, auch gegen den Willen der Stadtväter, die in der späteren Erkenntnis des bleibenden Gewinns für die Dorfbilderhaltung respektvoll ihren Hut zogen. Er fand alte Relikte dörflicher Kultur wie die Statue des heiligen Nepomuk abgestellt in Verschlägen und ohne Wertschätzung und machte sie wieder sichtbar für die Öffentlichkeit, an Stellen, wo sie ursprünglich ihren Platz hatten. Der Bewahrer und Beschützer heimischer Kultur schaffte es,
einen Protest des Dorfes zum Erhalt des steinsichtigen Kirchturms St. Matthäus erfolgreich in Bewegung zu setzen. Zur Krönung machte er Niederntudorf zusammen mit dem Heimatverein zum Bundesgolddorf. Sein „Markenzeichen“ behalten die Tudorfer bildhaft vor Augen: Daumen hoch und Siegerlächeln.
36 Jahre beschrieb Wilhelm Finke seine Heimat als Chronist. 40 Jahre hat er die Tür zur Bücherwelt in seiner kleinen Gemeindebücherei ehrenamtlich aufgemacht, 42 Jahre bis zu seinem Tod war er berufener Ortsheimatpfleger, fast zehn Jahre in der Zeit 1995 bis 2004 auch Stadtheimatpfleger. Akribisch hat er über Jahrzehnte die Dorfchronik dokumentiert, in den letzten Tagen vor seinem Tod hat er die letzten Kapitel für die Tudorfer Öffentlichkeit in den Druck gegeben, sein Erbe hinterlassen. In den letzten Monaten nahm dem immer agilen, optimistischen und gestaltungsfreudigen Menschen eine schwere Krankheit seine Kraft. Wilhelm Finke hinterlässt seine Ehefrau Elisabeth und zwei erwachsene Kinder mit Enkelkindern. Und er hinterlässt ein Dorf, dem seine Spuren gegenwärtig bleiben. Der große Heimatfreund hat nicht nur hunderte von Bäumen gepflanzt in seinem Tudorf, die wie er tief verwurzelt bleiben, er hat seinen Leuten auch seinen lebensbejahenden Leitspruch frei nach Martin Luther vermacht: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich
Heute noch einen Apfelbaum pflanzen!“
Text und Fotos: Günther Uhrmeister
Weitere Informationen zu Wilhelm Finke erhält man im Dorcharchiv im Heimathaus Spissen.
Bitte das Heimatverein-Projektteam „Kultur und Archiv“ ansprechen.